Ausstellungen
Aquadreams - Träume aus Wasser und Licht

 Anne Benz, das Wasser und die Kamera: Die Geschichte einer langen ménage à trois. Ob es die Elbe bei Dresden ist, die gischtende See am Ahrenshooper Strand, ein Mecklenburger Tümpel, besonnte Regentropfen auf einer Windschutzscheibe oder auch die Schaumorgie in der Autowaschanlage: Die Chancen, Wasser zu fotografieren, nutzt Anne Benz immer und überall. Kein Wunder, denn diese Frau findet sehr oft auf dem Wasserweg zur eigenen Mitte: Vom rituellen Morgenbad bis zum Abendspaziergang am Seeufer ist die Nähe zum Wasser Teil ihres mentalen Selbstmanagements. Man sieht ihren Bildern diese starke Neigung zum flüssigen Element an.

Die unter dem Titel "Aquadreams - Träume aus Wasser und Licht" gezeigten Fotografien entstanden in den Jahren 2009 bis 2011 an Berliner Gewässern. Alles, was gezeigt wird, sind Wasseroberflächen: Keine Ufer, keine Himmel, auch nichts von dem, was sich am Gewässergrund oder auch nur überhaupt unter oder oberhalb der Grenzlinie zum flüssigen Element befindet. Diese kuratorische Verengung allein auf Draufsichten, auf die Spiegeleffekte, tut einer faszinierenden Vielfalt jedoch keinen Abbruch.

Was da gespiegelt wird, lässt sich allenfalls noch ahnen. Sobald auch nur ein Hauch sie berührt, zerreißt die reflektierende Haut, verzerrt und zerfleddert, was sie gerade noch erkennbar zeigte. Eben noch die kopfstehende Äffung platter Wirklichkeit, oft hübsch zwar, aber berechenbar und damit langweilig am Ende, bekommt die bewegte Fläche plötzlich eine eigenständige Existenz und überrascht den Betrachter: quicklebendig und sprunghaft, glitzernd, gleißend und manchmal auch blendend.

Aber doch nicht unfassbar für die Fotografin - sind es doch gerade die Augenblicke dieser fortwährend bildschöpferischen Zerstörung, die Anne Benz in ihren Draufsichten zeigt. Wenn die flirrende Bewegung in der Hundertstelsekunde der Belichtung zum Standbild erstarrt, geschieht immer aufs Neue ein Wunder, das ohne die Kamera wohl kaum sichtbar und noch weniger bewusst werden könnte.

Denn das Auge, das Hirn sind zu träge um wahrzunehmen, was diese Bilder uns zeigen. Die optische Fixierung, eben erst der Moment der Aufnahme offenbart einen Spielplatz der Farben und Formen. Dafür scheinen nun Begriffe aus der Malerei angezeigt. Und auch Erinnerungen an flirrende Traumbilder dämmern auf… Wasserträume? Ja, vielleicht auch das - sofern wir tatsächlich farbig träumen.
Nur Wasser, auf dem die Lichtreflexe des Umfelds tanzen. Aber die eigentlich farblose Flüssigkeit blinkt metallisch wie Quecksilber, zäh wie ausfließendes Öl oder auch wie geschmolzenes farbiges Glas. Interferenzen schaffen geschwungene Flächen und Wirbel, die an die Darstellung magnetischer oder elektrischer Felder erinnern. Auch Luftbilder einer vergletscherten Landschaft oder den Blick in eine ferne Galaxie kann man vermuten. Welch eine Vielfalt, welche eine Pracht der Farben und der Formen!

Anne Benz Fotografien zeigen, wie hinreißend ganz Alltägliches sein kann. An einer Schönheit, die zunächst tatsächlich nur im Auge der Betrachterin liegt, können wir mit Hilfe ihrer Fotografien teilhaben. Anne Benz Wasserbilder sind vor allem eine Einladung zum Genuss.

Und dem sollte man sich nun ohne weiteren Aufenthalt hingeben.

Text: Holm Felber     

: 05.01. - 20.03.2012     REWE, Radebeul, Meißner Strasse

: 01.04. - 13.05.2012     Schloss Biesdorf, Berlin

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